Ausstellung 5. Februar bis 12. März 2022
SCREENPRINTING
mit Arbeiten von Atelier McClane, Aude Carbone, Craig Scott, Dunja Jankovic, Igor Hofbauer, Jesse Jacobs, Remo Keller, STF Moscato und Wonky Studio
Seit 2015 bietet der Space for zines der Galerie Daeppen eine Plattform für Prints, (Maga)zines und Künstlerbücher.
Mit dieser Ausstellung zum Thema Serigraphie zeigt Guillaume Daeppen eine Auswahl von Siebdrucken und Bücher der letzten Jahren.
Der erschwingliche Kaufpreis eines Siebdrucks ermöglichst auch den Zugang zur Kunst für ein junges Publikum.
Screenprinting, exhibition view Gallery Daeppen, Februar 2022
A PRINT IS NOT A COPY.
Ein Essay über die Bedeutung von Druckverfahren in der Gegenwartskunst
von Ana Vujic
Einst haben Mönche in stundenlanger Arbeit Bibelschriften von Hand hergestellt, jeder Buchstabe war ein mit der Tintenfeder individuell geschwungener. Erst der Buchdruck ermöglichte das technische Duplizieren, anstelle des Unikats verbreiteten sich Kopien des Originals, bis anhin nicht erreichbare Informationen flossen in die Gemüter der Massen.
STF Moscato, screen prints 70 x 50 cm
Heute, in der Blüte des digitalen Zeitalters, wird Vieles ohne grosse Überlegungen kopiert und in sozialen Netzwerken weitergeleitet. Nicht zu unrecht wird von einer medialen Bilderflut gesprochen, welche die Sinne der Online-User gerade durch ihre massenhafte und schnelllebige Präsenz im Alltag betäubt.
Aude Carbone | Jesse Jacobs
Es erscheint als eine widerspenstige Konsequenz, dass gerade Kreative für die notwendige Vervielfältigung von Postern, Zines und Künstlerbüchern der glattpolierten Digitalästhetik widersprechen und sich vermehrt dem Kunsthandwerklichen zuwenden. Seit einigen Jahren wird in der Gestaltung von Zines aus der Punk- und Skateszene der Einsatz der beinahe wieder vergessenen Risographie erkennbar. Das Risoverfahren, auch digitaler Siebdruck genannt, knüpft durch die Grobkörnigkeit der Rasterung an die Rock`n` Roll-Punk-Ästhetik an und wird als bewusstes Experimentiermittel benützt. Die Prints erscheinen gerade durch die vielfältigen manuellen Eingriffe in den Druckprozess jeweils als Unikat. Neben dieser individuellen Handschrift steht die Selbstproduktion durch die Kunstschaffenden im Sinne der Do-it-yourself-Bewegung seit den 1960er Jahren im Vordergrund. Die ursprünglich aus der Punkszene stammenden Zines und Prints sind geprägt von dem Glauben an die Selbstorganisation, Improvisation, Eigeninitiative und widerspiegeln auch im Inhalt das Misstrauen gegenüber passivem Konsum, Produkten der Industrie und den Vorgaben aus den Massenmedien. Dieses Streben nach künstlerischer Autonomie und Selbstbestimmung fliessen aus verschiedenen gegenkulturellen Subkulturen in den gegenwärtigen Kunstmarkt ein. Ein neues global mitwirkendes Netzwerk kristallisiert sich, zahlreiche internationale Büchermessen präsentieren die streng limitierten Auflagen der mit individuellem Anspruch hergestellten Artists Books.
Jesse Jacobs, screen prints 50 x 50 cm
Das Ausloten zwischen der Definition der so genannten >high art< und >low art< ermöglicht auch der künstlerische Gebrauch des Siebdrucks. Andy Warhol`s Pop Art bewies nicht nur, dass Massenprodukte wie die Campbell Suppendosen als Kunstmotive taugen, sondern er negierte mit der Vervielfältigung des Motivs dank Siebdruck, die Frage nach dem Original in der Kunst. Nicht selten weisen viele gegenwärtige Siebdruck-Akteure ihre Wurzeln in der Comic-, Street-Art- oder Musikszene auf und streben eine breite und für den Kunstmarkt verhältnismässig Kosten niedrige Verbreitung ihrer Werke an. Die künstlerischen Ansprüche zeigen sich jedoch nicht im reinen Duplizieren einer Originalzeichnung, sondern vor allem im Bedrucken von ungewöhnlichen Materialien, einer experimentierender Bildsprache durch die Mixtur von unterschiedlichen Techniken oder in der Konzeption von installativ raumeingreifenden Arbeiten.
Ana Vujic, Januar 2018
Wonky Studio | Craig Scott | Remo Keller
Igor Hofbauer, screen prints 70 x 50 cm
Wonky Studio, screen prints 50 x 70 cm
Atelier McClane, screen prints 100 x 70 cm + 70 x 50 cm
Dunja Jankovic, screen prints 100 x 70 cm