AN VOGELHÄUSERN MANGELT ES JEDOCH NICHT

Luca Schenardi


Die Ausstellung ist eine bisher nie gesehene Kombination aus ornithologischem Fachwissen und subjektiver Empfindung, geschaffen mit grosser Dringlichkeit und gestalterischer Leidenschaft. Im Zentrum steht der Mensch und seine zweifellos schizophrene Beziehung zur Natur und insbesondere zu den Vögeln.

Vielerorts verspielt scheint er, der natürlichen Lebensraum von heimischer Flora und Fauna. Als „Fratze des Erfolgsmodells“ des eigenen Landes bezeichnet Luca Schenardi das eintönige Landschaftsbild vor seiner Haustür. Immer stärker zurückgedrängt durch die umsichgreiffende Zersiedlungslust der gegenwärtigen Zivilisation und die damit einhergehende Intensivierung der Landwirtschaft, fehlt heute so manche Planzen- oder Tierart. Ein Umstand, der Schenardi schon von frühester Kindheit an auf seinen Streifzügen durch die Natur zur Suche und Frage nach dem Verbleib von Kräutern, Blumen, Lebewesen – insbesonders von Vögeln und ihrem Gesang – antrieb, die Grossmutters Geschichtenbuch noch kannte.

Mit den Grundlagen der Ornithologie seither vertraut, hat sich der Künstler vor zwei Jahren dem Grossprojekt gestellt, dem Verschwinden der Vögel nachzuspüren und die gewonnenen Erkenntnisse unter dem Titel „An Vogelhäusern mangelt es jedoch nicht“ auszustellen. Entstanden ist ein Werk, das den gegenwärtigen Zustand unseres Landes anhand der Vögel als Indikatoren für die menschliche Lebensweise demaskiert, entmystifiziert und in Bildern veranschaulicht. Ähnlich wie die Vögel, die empfindlich auf die starken Veränderungen und Störfaktoren in ihrer Umwelt reagieren, fühlt sich Schenardi durch die ungeheure Verdichtung seines eigenen Lebensraumes und die Dominanz einer allgegenwärtigen und überbordenden Marktwirschaft bedrängt und oft an Rand des Wahnsinns getrieben. So ist sein künstlerischer Ausdruck geprägt von beissender Gesellschaftskritik, Zynimus, aber auch von Wut und Wehmut. Durch eine skurril-humoristische und ironische Kompoente wird jedoch gängiger Kulturpessismus ungangen.

Parallel zur Ausstellung erscheint das Buch „An Vogelhäusern mangelt es jedoch nicht“ im September bei der Edition Patrick Frey, Zürich.




AN VOGELHÄUSERN MANGELT ES JEDOCH NICHT | exhibition view August 2012






Luca Schenardi | AN VOGELHÄUSERN MANGELT ES JEDOCH NICHT
Buch | Edition Patrick Frey no 123, September 2012

mit Texten von Hans Schmid, Klaus Ewald, Christoph Fischer und Rob an de Pol
Gestaltung: Hi – Megi Zumstein und Claudio Barandun
Gebunden, 284 Seiten, 21 x 28 cm
IBSN 978-3-905929-23-2