D.I.J.D.S.D.

Luca Schenardi


Luca Schenardi gehört zu den begabtesten, vielseitigsten, eigenwilligsten und eigenständigsten Zeichnern, Illustratoren und Grafikern seiner Generation. Seine Illustrationen tun das, was Illustrationen tun sollten (aber selten leisten): Sie illustrieren nicht nur, sondern erlauben einen Blick unter die Oberfläche des Abgebildeten – und bringen so Schenardis kritisches, düsteres und durchaus zerrissenes Weltbild zum Ausdruck.

Er könne, sagte Schenardi jüngst in einem Interview mit der Zeitchrift Kinki, die Dinge enfach nicht easy nehmen. „Ich glaube schon, dass ich überdurchschnittlich viel Agressionen in mir trage. Die kleinen Dinge im Alltag, seien es politische Themen, der Job oder was auch immer, ich nehme alles sehr ernst. Es scheint, als könnten andere Menschen diese Sachen super abstrahieren, ich persönlich kann das nicht.“

Diese Unrast, diese stetige Unzufriedenheit und dieser Zorn sind die Antriebe für seine Arbeit, die sich mit der gegenwärtigen Welt zwischen Massenmedien, Konsum und Technisierung beschäftigt. Es ist denn auch kein Zufall, dass der Titel seines ersten Buchs inspiriert wurde vom Namen einer Fernsehsendung: D.I.J.D.S.D. – DAS IST JA DAS SCHÖNE DARAN greift das Kürzel „DSDS“ (Deutschland sucht den Superstar) auf, einer sehr entbehrlichen deutschen Casting-Show. In seinen Bildern seziert und demaskiert Schenardi die ihn umgebende und ihn beeinflussende Lebenswelt in Collagen, die auf inzenierten oder frei bearbeiteten Fotografien aufbauen. Das Resultat ist ein eigentümlicher, zum Nachdenken anregender Blick auf eine „Normalität“, die von Skurrilen, Absurdem und Groteskem geprägt ist.

Schenardis Haltung und Visionen sind zwar resolut modern, doch haben sie unübersehbar Vorläufer. Schenardi nennt gerne den grossen romantischen Schriftsteller und Musiker E.T.A. Hoffmann als Vorbild. Wie Hoffmann und andere düstere Romantiker des frühen 19. Jahrhunderts, in deren Werken Geister und andere verstörende Visionen die Wirklichkeit aufreissen und unterlaufen, neigt auch Schenardi zu einer interessanten Vermählung von romantischer Phantastik, stimmigen Landschaftsbildern und beissender Sozialkritik.




D.I.J.D.S.D. | exhibition view June 2009







Die Ankunft | 2009 | print | Edition 5 | dimension variable







Das vermeintlich leichte Spiel | 2009 | print | Edition 5 | dimension variable